
Mit dem selbstgebauten CNC Support für unsere Drehbank und polierten Werkzeugen haben wir uns an der Fertigung optischer Komponenten versucht. Mittels CNC Steuerung können beliebige rotatiosnsymmetrische Formen erzeugt werden. Als erstes Testobjekt diente eine große Kondensor-Linse für einen Photo-Vergrößerer Philips PCS 130 mit einer Brennweite von 145mm (benötigt für Vergrößerung von Mittelformat Negativen), da das Ersatzteil nicht mehr verfügbar ist. Da die Linse nicht in der Optik beteiligt ist, die das Bild abbildet, sonder nur die Lichtverteilung auf dem Negativ beeinflusst sind die Anforderungen an die optische Güte nicht besonders hoch.

Berechnung der einseitig gekrümmten Linse mit Brennweite 145mm
Berechnung
Aus dem Handbuch des PCS130 wurde entnommen, dass die Brennweite der Kondensor-Linse für Mittelformat-Negative 145mm sein muss. Der Kondensor besteht aus zwei Linsen, die jeweils nur auf einer Seite gewölbt sind. Die obere Linse hat eine Brennweite von 145mm und ist immer in Benutzung, die untere Linse wird für unterschiedliche Negativ-Formate angepasst. Für 36mm-Kleinbild-Negative wird eine Linse mit Brennweite 91mm verwendet, für Mittelformat 6cm x 7cm eine Linse mit Brennweite 145mm.

Vergrößerer Philips PCS130
Die Formel für den Krümmungsradius von Linsen lautet (nach [1]):
Dabei ist f die Brennweite, r der Radius (recht bzw. links), n der Brechungsindex des verwendeten Materials und d die Dicke der Linse. Da die Linse auf der einen Seite plan sein soll gilt:
und damit
Umstellen und Einsetzen der Werte für Brechnungsindex von n = 1.492 (nach Wikipedia) und Brennweite f = 145mm ergibt:
Dem entsprechend wurde die Linse gezeichnet.

Zeichnung der Kondensor-Linse
Herstellung der Linse aus Acrylglas
An ein vorhandenes Stück Acrylglas wurde ein weiteres Stück angeklebt, um es in unserem Vierbackenfutter spannen zu können. Dann wurde mit dem Drehen der Linsenfläche begonnen, zunächst mit viel Vorschub was zu einer sehr groben Oberfläche führt – es muss aber erstmal nur die Form erreicht werden.

.Vorbereitung grob CNC Drehen
Dann wurde die Vorschub-Geschwindigkeit gesenkt, wodurch direkt beim Drehen schon eine fast transparente Oberfläche entsteht:
Anmerkung: Wenn man genau hinsieht, sind in der Oberfläche leichte Wellen zu erkennen. Es wurde später festgestellt, dass diese Wellen von einer Lose in der Motorkupplung der X-Achse resultieren. Die Kupplung wurde repariert und anschließend waren auch die Wellen verschwunden.
Nach dem Drehen wurde die Oberfläche noch poliert:

fertige Linse
Die Brennweite der Linse wurde experimentell überprüft und stimmt soweit messbar mit der berechneten Brennweite überein.
Dieses Projekt diente als Probelauf für einen Kundenauftrag.